Das Zentrum – eine Alternative zur Spezialklinik?
Heute – im Jahre 2020 – hat sich die Krankenhauslandschaft grundlegend verändert. Bundesweit hat sich seit den 2000er Jahren nach Einführung der DRG-Abrechnungsmodalität eine Privatisierungs- und Konzentrationstendenz eingestellt. Namen wie Helios, Sana, Asklepios repräsentieren diese Tendenz. Auch das privatisierte Rhön-Klinikum mit Sitz in Bad Neustadt gehört dazu. Diese Klinikskonzerne umfassen meist mehrere große Einheiten, deren Aufgaben innerhalb des Konzerns schwerpunktmäßig verteilt sind. So bietet etwa Helios in einem Krankenhaus die kardiologische Spezialversorgung, in einen anderen Grundversorgung oder in einem weiteren die Spezialversorgung anderer Disziplinen an. Dies ist der spezielle Weg solcher Konzerne. Kritik ist angebracht.
Im Saarland ist es anders. Hier dominiert die frei-gemeinnützige (konfessionelle) Trägerschaft (Marienhaus, CTS, Stiftung Kreuznacher Diakonie) neben dem SHG-Konzern, der als gemischter Konzern der DRV, der Knappschaft, der AWO Saarbrücken und des Regionalverbands SB auftritt. Es gibt einige wenige kommunale Häuser. wie das Kreiskrankenhaus St.Ingbert. Da es fast allen Betreibern gemeinsam ist, dass sie unter einem Investitionsstau leiden, der durch die so genannte duale Finanzierung nicht aufgelöst wird, kommt es zu Qualitäts- und Wirtschaftlichkeits-Einbußen. Die Folge ist: es werden zunehmend Krankenhäuser geschlossen oder stehen vor der Schließung. Zum Glück gilt dies (noch) nicht für die SHG.
Um aber neue Erlösquellen zu erschließen, verfallen die betroffenen Träger auf die Idee der Spezialisierung. Es werden gerade an den kleineren Häusern unter 200 Betten unter anderem kardiologische, orthopädische, angiologische und geriatrische Spezialabteilungen gebildet, die aber, und das ist meist der Fall, an der eigentlichen Bedarfssituation völlig vorbeigehen. Gerade in den ländlichen Strukturen des Saarlandes versieht das „kleine“ Krankenhaus als Grundversorgungseinheit eine wichtige bürgernahe Funktion, die auch in der Bedeutung der „kurzen Wege“ besteht. Nur: dieses Haus mit seiner Qualitätsaufgabe ist oft etwa in Bezug auf das vorzuhaltende Personal überfordert und arbeitet daher unwirtschaftlich. Die Folge: Schließung oder Spezialisierung – beides komplette Irrwege, wie ich meine.
Eine Lösung kann das medizinische Versorgungszentrum sein in Verbindung mit einer leistungsstarken und flexiblen Digitalisierung. Die Grund- und Folgeversorgung von Patienten fast aller Fachrichtungen kann in einem solchen MVZ erfolgen; auch kleinere chirurgische Eingriffe können dort oft ambulant durchgeführt werden. MVZs werden von vielen Trägern quasi als „Polikliniken“ zusätzlich zum Krankenhausbetrieb angeboten. Leider hat sich bei den Trägern noch nicht durchgesetzt, dass sie auch anstelle eines „kleineren“ Krankenhauses betrieben werden können.
Es kommt nun darauf an, dass das MVZ einen flexiblen und sicheren Kommunikationsweg besitzt. Hier kommt die digitale Ausstattung des MVZ ins Spiel, wie sie etwa in den Einrichtungen der SHG bereits vorhanden ist. Bild- und Textkommunikation, Video- und Telefonkonferenzen und Datenzugriff auf gemeinsame EPAs sind die Schienen, auf der der Informationsaustausch erfolgen kann.
Sicher ist das alles noch Zukunftsmusik, aber solche Wege sollten erkundet werden, damit unser Gesundheitssystem auch nach der Coronakrise leistungsfähig, wirtschaftlich und kostengünstig arbeiten kann.
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