Nach 1977 änderte sich auch die gesamte Kliniksstruktur. Die SHG-Kliniken Völklingen wandelten sich, ausgehend von der Entwicklung der Kardiologie zum Herzzentrum, langsam in eine Zentrums-Struktur auch vieler anderer Kliniken. Hinzu kam 2003 die sehr grundlegende Änderung des Abrechnungssystems vom Selbstkostenprinzip zu einer Fallpauschalenregelung, dem so genannten DRG (diagnose related groups)-System – mehr…
Zunächst war nach 1977 bis in die 90er Jahre folgende Kliniksstruktur vorhanden:
- Kardiologische Klinik (Hennersdorf)
- Innere Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie (Stuppi)
- Nephrologische Klinik mit Dialyse (Traut)
- Chirurgische Klinik (Schrader)
- Klinik für Anästhesie und Intensivpflege (Rucik)
- Urologische Belegabteilung (Pakusic)
- Gynäkologische Belegabteilung (Schreg)
- HNO-Belegabteilung (Wehberg)
Die Belegabteilungen, die auch weniger erlösträchtig waren, wurden nach und nach abgeschafft: als erste traf es die Urologie, dann die HNO und etwa 1990 die Gynäkologie, deren Geburtshilfe praktisch nicht mehr nachgefragt wurde. Stattdessen wurde aber etwa zur gleichen Zeit eine urologische Hauptfachabteilung gegründet, die sich sehr bewährte.
Die wesentlichen Änderungen aber geschahen nach 1991, als die Herzchirurgie sich etabliert hatte.
Kliniks-Neu- und Ausgründungen
Die Kliniken für
- Radiologie (Dr. med. Grünkorn),
- Kard-Anästhesie (Frau Dr. med. Blöcher, später Jene),
- Allgemeinanästhesie (Dr. med. Grimm)
- Urologie-Kinderurologie-urologische Onkologie (Dr. Alles/Prof. Zwergel) und
- Nephrologie/Dialyse (PD Dr. Marx)
bestanden unter neuer Leitung weiter und wurden teilweise in die neuen Zentren integriert.
Neugründungen:
- Klinik für Pneumonologie und Innere Medizin: seitens der Herz-Thoraxchirurgie (Prof. Huwer) bestand Interesse, auch wegen Tumordiagnostik und -nachsorge eine Lungenklinik zu gründen. Dem kam der Konzern nach durch Einstellung von Prof. Harald Schäfer als ausgewiesenem Spezialisten für Lungenkrankheiten und Gründung einer Klinik für Lungenerkrankungen.
Gleichzeitig vertritt Prof. Schäfer die Innere Medizin nach Ausscheiden von Chefarzt Stuppi. - Psychiatrische Klinik: Schon früher gab eine psychosomatische Abteilung mit Schlaflabor (Dr. med. Essinger), die durch Einstellung von Frau Dr. med. Birkenheyer zu einer vollen Klinik umfunktioniert wurde.
- Gefäßklinik: Als Leiter einer gefäßchirurgischen Abteilung wurde Herr Dr. med. Demircan bestellt, der zusammen mit der Kard-Angiologie überwiegend chirurgische Indikationen einschließlich der Bauch-Aortenchirurgie bearbeitet.
- Kardiologie/Angiologie/int. Intensivmedizin (Gatto)
- Herz-Thoraxchirurgie (Hakim Meibodi)
- Anästhesie und operative Intensivmedizin (Raddatz)
- Innere Medizin/Pneumonologie (Schäfer)
- Gefäßchirurgie (Demircan)
- Radiologie (Menke)
- Psychiatrie (Kennel)
- Urologie/Kinder-Urologie/urologische Onkologie (Alles)
- Nephrologie/Dialyse (Sester)
1995 (ca.) Beginn der Zentrumsphase:
- Die Funktionseinheit Kardiologie-Angiologie Özbek/Herz-Thoraxchirurgie Seipelt wurde in Herzzentrum Völklingen (später Herzzentrum Saar) umbenannt und zusammengefasst.
- Die damals eingerichtete Klinik für Psychiatrie wurde mit Psychotherapie und Psychosomatik, mit dem Schlaflabor und dem Zentrum für interdisziplinäre Familienpflege zu einem Psychiatriezentrum Saar zusammengefasst.
- Die neu eingerichtete Klinik für Gefäßchirurgie wurde mit der Angiologie des Herzzentrums zu einem Gefäßzentrum Saar.
- Die neu eingerichtete Klinik für Pneumonologie ergab mit der Klinik für Thoraxchirurgie das Lungenzentrum Saar.
Chefarztwechsel:
In der Radiologie wurde nach der Pensionierung von Dr. Grünkorn Prof. Dr.med. Jan Menke berufen.
In der Anästhesie kam es zu einer Doppelspitze": Frau Dr. Jene (vormals Blöcher) teilte sich die Aufgabe mit Dr. Grimm, der 2010 pensioniert wurde. Seither leitet Frau Dr. Jene die Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin. Sie wurde 2020 pensioniert; Nachfolger wurde PD Dr.med. FW Steinhagen.
2000 (ca.) Einstieg in die Möglichkeiten der medizinischen Versorgungszentren; MVZ:
Basis ist die zunehmende Verlagerung bisher stationärer Leistungen besonders im chirurgischen Bereich in ambulante Strukturen. Dies kann auch einer Überladung des Krankenhaussektors (wie im Saarland) durch zu viele Einheiten der stationären Grundversorgung entgegenwirken. Excellenzzentren und MVZs als neue Grundversorgungseinheiten können sich hervorragend ergänzen.
Bei den MVZ handelt es sich um Ausgründungen von Kliniken oder Praxiseinrichtungen niedergelassener Ärzte (oder Kombinationen von beiden), die von der Definition her einen Ansatz zur integrierten Versorgung bieten. Ein Gesetz von 2004 erlaubt diese Struktur, die zunächst für den ambulanten Sektor galt, dann aber auch für den stationären Bereich - leider auch für stationäre Investorgruppen - einsetzbar war. Eine Ähnlichkeit mit den DDR-Polikliniken ist unverkennbar.
- Professor Reinhardt - Radiologie (1976-1986)
- Professor Dr. med. Claus Schrader - Chirurgie (1986-1996)
- Professor Dr. med. Günter Hennersdorf - Kardiologie (1996-2001)
- Dr. med. Birkenheyer - Psychiatrie(2001-2012 ?)
- Dr.med. Helmut Isringhaus - Herzchirurgie (2012-2014)
- Dr. med. Cem Özbek - Kardiologie(2014-2018)
- Professor Dr. med. Harald Schäfer - Pneumologie (ab 2018)
- Dr. med. Frank Uwe Alles Urologie (ab 2023)
Hier handelte es ich um eine regelmäßig tagende Einrichtung, die aus der Pflegedirektorin, dem Verwaltungsleiter und dem Ärztlichen Direktor ÄD bestand. Sie tagte im Vorfeld der Chefarztsitzungen CAS, die vom ÄD geleitet wurden. Oft wurde der Verwaltungsleiter - meist Paul Quirin durch seinen Stellvertreter Herrn Willems ersetzt. Im Bild v.li.: Schwester Waltraud. Prof. Hennersdorf, Paul Quirin.
Laut Vertrag bestand für die Assistenzärzte und die Oberärzte ein so genannter Verteilungspool, bei dem aus der Privatliquidation der neu eingestellten Chefärzte 40% abgetrennt wurden, der zu 30% an den Träger und zu 10% an die Assistenten/Oberärzte gezahlt wurde. Hier kam es immer wieder zu Spannungen, denn der Verteilungsschlüssel wurde immer wieder in Frage gestellt. Die Chefärzte mit "Altverträgen" z.B. mussten nur 10% an den Träger (ohne Mitarbeiter-Pool) abgeben.
Prinzipiell aber war der Pool ein (saarlandweit?) erster Versuch, eine angemessene Beteiligung der ärztlichen Mitarbeiter zu gestalten.
Der Qualitätsbericht 2018 der SHG-Gruppe für die Kliniken Völklingen ist öffentlich und auf der Website des Trägers einsehbar.