Carl Röchling

Die Geschichte des Völklinger Krankenhauses beginnt in der schwerindustriellen Umgebung einer aufkommenden Stahlindustrie (s.a. Geschichte der Familie). Es waren die Hüttenwerke des Carl Röchling, eines aus Westfalen stammenden Industriellen, der die Zeichen der Zeit erkannte und 1881 ein stillgelegtes Eisenwerk in Völklingen erwarb: „Röchling’sche Eisen und Stahlwerke GmbH“ war dann der Name. Dieser Unternehmer des frühen Kapitalismus war einerseits an „zufriedenen“ Arbeitern ohne Konflikte interessiert, war aber wohl auch sich seiner sozialen Verantwortung für eben diese Arbeiter bewusst. Er gründete in einer schon damals durchaus konkurrierenden Krankenhauslandschaft – Knappschafts-Krankenhaus und St. Josef-Stift (später St. Michaels-Krankenhaus) – das „Hüttenkrankenhaus“ zur gesundheitlichen Versorgung der Arbeiter seines Werks. Politisch war es die Zeit die der so genannten Restauration. Das Kaiserreichs und das Preußentum standen in voller Blüte. Bismarck hatte die Krankenversicherung und die Unfallversicherung gesetzlich (Sozialgesetze) verankert, um die soziale Frage ex cathedra zu lösen. Es schien nützlich und notwendig, der aufkommenden „Macht des Proletariats“ scheinbares Vorwegnehmen und Wohlverhalten entgegenzusetzen. Das war wegen der zunehmenden gesundheitlichen Probleme der Belegschaft notwendig und die Begründung auch der Leitung der Röchlingwerke für einen Krankenhaus-Neubau in Völklingen. Dieser fand dann 1899 auf einem Privatgrundstück der Familie an der heutigen Richardstraße statt.

Die Geschichte des Krankenhauses bleibt bis etwa 1947 (Übernahme durch die LVA des Saarlandes) mit der des Werks in der Weise verbunden, als dort nicht nur verletzte und erkrankte Werksangehörige behandelt wurden. Es wurde später aus dem Hause infolge der Kriegswirren ein Lazarett für die verwundeten Frontsoldaten und nach 1945 auch eines für die der Besatzungsmächte. 

Das Saargebiet stand bis 1935 unter französischer Verwaltung und schloss sich nach erbitterten Auseinandersetzungen in diesem Jahre dem „Reich“ an. Adolf Hitler, der die Stahlindustrie für seine Kriegs- und Rüstungsabsichten dringend benötigte, schenkte dem Saargebiet als Anerkennung das noch heute bestehende Staatstheater. Damit und mit der Eingliederung war die saarländische Kohle- und Stahlindustrie praktisch sofort mit der Rüstungspolitik Hitlers verknüpft und die  Röchlings dienten dem neuen System, besonders der auch in der Bevölkerung sehr bekannte und beliebte Kommerzienrat Hermann Röchling (Herrenreiter). Er beschäftigte im Werk osteuropäische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, von denen auch viele zu Tode kamen. Dies führte nach Kriegsende unter anderem  in Rastatt zur Anklage und 1949 zur Verurteilung als Kriegsverbrecher. Verbunden war damit das Verbot, jemals in das Saargebiet zurückzukehren. 

Ein spektakulärer Mordfall ereignet sich gegen Kriegsende: 1944 findet man in der Völklinger Hütte Carl Theodor Röchling, Juniorchef der Stahlwerke, und Oberingenieur Heinrich Koch erschossen auf. Als Täter wurden zwei Männer und eine Frau aus dem Zwangsarbeiterlager ermittelt, die mit dem Tode bestraft wurden.

Sas Saargebiet wurde französisches Einflussgebiet (Sequester) mit Währung und Gebietshoheit. Der Schmuggel zwischen „Reich“ und Saargebiet blühte (Zigaretten und Alkohol). Es dauerte bis 1955, als erneut durch Volksabstimmung zum „Saarstatut“ darüber entschieden wurde, ob das Saargebiet als eigenständiges Bundesland zu Deutschland zurückkehren könne. Mehr als 60% der Saarländer votierten gegen das französisch dominierte Statut, und das wurde dann der Anlass zum Beitritt am 31. Januar 1957, dem der Landtag und die französische Assemblée Nationale am 31.12.55 zustimmten. Der damalige Bundeskanzler Adenauer (Kanzler von 1949-1963) begrüßte das und so wurde das Saargebiet zum neuesten und kleinsten Bundes-Flächenland mit dem Namen Saarland.

Kohle- und Stahlkrise:
Die wirtschaftliche Struktur des Saarlands war bis 2012 auf Kohle und Stahl gegründet. Hieraus entstand die Strukturkrise des Saarlandes in den 80er Jahren. Der frühzeitigen Überlegung eines Strukturwandels diente die Ansiedlung eines Fertigungswerks der Automobilindustrie, den Fordwerken. Am 16. Januar 1950 lief hier der erste Ford vom Band. Das war bis heute aber die einzige größere Ansiedlung, und diese ist ja aktuell wie die gesamte Automobilindustrie auch in die Krise geraten. 

Der Bergbau wurde ab den 60er Jahren nach dem großen Unglück auf der Grube Luisenthal am 7. Februar 1962 mit 299 Toten immer weiter reduziert und am 30.6.2012 beendet.
Für die Saarländischen Hütten (Röchling in Völklingen, Halberg-Burbach in Saarbrücken und die von-Stummwerke in Dillingen) begann in den 70er Jahren die Stahlkrise mit einem drastischen Rückgang der Produktion und der Beschäftigtenzahlen. Die Völklinger Hütte wurde mit der Burbacher Hütte 1970 vereint. 1980 noch wurde in Völklingen ein neues Stahlwerk gebaut und in Betrieb genommen. Durch Fusion und Verkäufe kam es zunächst zu einer Vereinigung mit einem Luxemburger Konzern (ARBED), der dann unter dem Namen ARBED Saarstahl AG firmierte. Dann aber kam ein indischer Eigner, Mittal, der bis heute zusammen mit der Dillinger Hütte, die auf Spezialstähle ausgerichtete Produktion halten und wieder steigern konnte. Im Rahmen der sogenannten Hüttenlösung entstand für die beiden verbleibenden Saarhütten (neben der Saarstahl AG noch die Dillinger Hütte) eine regionale Eigentümerstruktur unter dem Dach der SHS – Stahl-Holding-Saar GmbH & Co. KGaA.

Heute aber (2020) deutet sich bereits eine neue Stahlkrise, bedingt durch Absatzprobleme auf dem Weltmarkt, an. Eine ganz neue Herausforderung ist die durch den Klimawandel verursachte Transformation hin zu „grüner“ Energie mittels Wasserstoff. Es ist bisher unklar, wie die Stahlbranche die immensen Probleme dieser Transformation ohne erhebliche Kostensteigerungen bewältigen wird.

Seitens der politischen Verantwortlichen ist der Strukturwandel heute als dringende Notwendigkeit erkannt worden. Man versucht, durch Ansiedlung von Clustern der IT-Branche diesen zu erreichen, doch bis heute sind das nur Ansätze, die bei der finanziellen Situation des Saarlandes eben nur Ansätze sind und vielleicht auch lange bleiben werden.

Zu dieser Zeit war das Völklinger Kreiskrankenhaus schon längst auf dem Weg in eine ganz andere Entwicklung, einer Entwicklung hin zu einem modernen medizinischen Hochleistungszentrum, dem Herzzentrum Saar.