Die in Völklingen 1991 etablierte Herz-Thoraxchirurgie beruhte auf einem im Saarland und in südwestdeutschen Raum einmaligen Vorgehen der Landesregierung. Wegen der problematischen operativen Versorgung Herzkranker im Saarland der 80er Jahre durch die Uniklinik in Homburg war die Möglichkeit gegeben, eine regional erste außeruniversitäre Herz-Thoraxchirurgie zu etablieren, Die Wahl fiel dann auf Völklingen.
Dies wird in den folgenden Abschnitten zusammenhängend dargestellt.
Die Homburger Herzchirurgie konnte damals objektiv den wachsenden Bedarf an Herzoperationen nicht decken, sodaß schwerkranke KHK-Patienten „auf der Warteliste verstarben“. Dies war gesellschaftlich und politisch nicht tragbar, sodaß letztendlich die Landesregierung unter Oskar Lafontaine nach Alternative suchte.
Es kam zu öffentlichen Veranstaltungen, Rundfunk-, Fernsehinterviews und Zeitungsartikeln. Dabei war Fakt, dass die Kapazität der Homburger Klinik ausgeschöpft war und eine finanziell großzügige Ausweitung dieser Kapazitäten im Vergleich zu einer „billigeren“ Lösung in einem nicht-universitären Krankenhaus nicht opportun erschien. Das Kreiskrankenhaus in Völklingen mit seiner invasiv spezialisierten kardiologischen Klinik mit Intensivstation war damals der einzige geeignete Standort für ein solch ambitioniertes Projekt, das durch eine "konzertierte" Aktion des Trägers (F.L. Triem), der Krankenhausleitung (P. Quirin) und der Kliniksleitung (Prof. G. Hennersdorf) letztendlich erfolgreich war.
Dies scheint wegen der Patienten-Ressourcen auch rückblickend richtig, denn die beiden Kliniken in Homburg und Völklingen liegen nicht in Konkurrenz, sondern ergänzen sich heute in der Weise, dass medizinische und technische Innovationen überwiegend an der Uniklinik stattfinden und die klinische Routine eher in Völklingen abläuft. Durch sachgerechten und unermüdlichen Einsatz seitens des Trägers, der Klinik für Kardiologie und des Gesundheitsministeriums unter Dr. Berner konnte 1991 die Genehmigung zur Einrichtung nicht nur einer reinen Herzchirurgie, sondern einer breiter aufgestellten Herz-Thorax-Chirurgie in Völklingen erteilt werden.
Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Kardiologie die Voraussetzung der so genannten Bettenneutralität erst schaffte, indem sie 4 von ihren 8 Intensivbetten und 16 allgemeinstationäre Betten am die neue Klinik abgab. Ohne diese wäre das Projekt politisch nicht möglich gewesen.
Als Chefarzt konnte der Homburger Oberarzt Dr. Isringhaus gewonnen werden.
Der Erfolg der neuen Abteilung, die 2004 die anvisierte OP-Zahl von 1000 Eingriffen/Jahr erreichte, gab den Entscheidern recht. Der für die Kardiologie wichtigere Vorteil, der sich durch die neue Herzchirurgie ergab, war jedoch der Neustart der Stenttherapie. Jetzt war die Herzchirurgie im gleichen Hause und damit eine damals wesentliche Voraussetzung für diese Therapie erfüllt.
So nahm die Klinik für Herz-Thorax-Chirurgie (HT) ihren Lauf. Das Team von Dr. Isringhaus und der Chefärztin Blöcher (Jene) der Kardio-Anästhesie war nach kurzer Zeit eingespielt und die Zusammenarbeit mit der Kardiologie verlief problemlos.
Parallel entwickelte sich die Thoraxchirurgie als Lungen- und Tumorchirurgie selbständig weiter und hatte mit Professor Huwer einen sehr adäquaten Leiter gefunden.
2014 wurde Dr. Isringhaus in den Ruhestand verabschiedet und Professor Dr. Ralf Seipelt als sein Nachfolger berufen. Prof. Seipelt hat sich als Vertreter der minimal-invasiven Chirurgie (MIDCAB-OP) besonders der Mitralklappe einen Namen gemacht. Seither wurden mit dieser Technik bereits mehrere Patienten erfolgreich operiert.
Professor Seipelt wurde im September 2022 entlassen und Herr Kavous Hakim Meibodi (Herzzentrum Bad Oeynhausen) als sein Nachfolger eingestellt.
Innovationen an der Herzchirurgie waren früh anzumerken:
1995 wurde an der Klinik der so genannte Herzlaser installiert, ein Verfahren, das intraoperativ Laserstrahlen an der Herzaussenhaut appliziert. Durch diesen Reiz - so war die Hypothese - sollten Muskelzellen angeregt werden, neue Gefäße zu bilden (Angiogenese), die Durchblutung zu verbessern und damit Angina-Pectoris – Anfälle zu vermindern. Leider haben sich die bei Tierversuchen gewonnenen Effekte am Menschen nicht nachweisen lassen, sodaß die Methode heute obsolet ist und derzeit nicht mehr angewandt wird.
Die nächste Innovation (etwa 2000) war der praktische Versuch der Anwendung eines molekularbiologischen Verfahrens, den vascular endothelial growth factor VEGF zur Gefäßneubildung am Myokard zu verwenden. Der bereits aus der Tumortherapie bekannte Faktor, der dort gehemmt wird, sollte hier am Myokard intraoperativ stimuliert werden. Auch hier waren die Ergebnisse nicht aussagekräftig und das Verfahren wurde eingestellt.
Nach 2014 begann die Klinik, sich an der klinischen Erprobung und dem Einsatz so genannter linksventrikulärer Assistsysteme LVAD (Kunstherz) oder das Impella-System zu beteiligen. Auch die „künstliche Lunge “ ECMO gehört zu den modernen Systemen, die bei schwerem Lungenversagen, aber auch beim Kreislaufversagen, dem kardiogenen Schock, eingesetzt werden. (Lit.: Lotz C, Muellenbach RM: Extrakorporale Membranoxygenierung. Anästh Intensivmed 2018;59:316-325. DOI: 10.19224/ai2018.316)
Zur Zeit der Kardiologie als einziger Spezialklinik des Krankenhauses - also 1977 bis 1991 - wurde mit der Herzchirurgie in Homburg eng kooperiert. Einmal/Woche fand die so genannte Herzkonferenz mit Teilnehmern aus der Homburger Kardiologie und der Herzchirurgie unter Professor Stapenhorst statt. Dabei wurden die operablen Patienten aus Völklingen dem "Herzteam" in Homburg umfassend vorgestellt und meistens akzeptiert oder (selten) abgelehnt.
Diese Herzkonferenz als Vorläufer des späteren Herzteams wurde dann ab 1991 im Kreiskrankenhaus zwischen der hauseigenen Herzchirurgie und der Kardiologie abgehalten, wobei die Zahl der OP-Kandidaten infolge der zunehmenden Stentfrequenz später deutlich abnahm.
Die Zusammenarbeit intensivierte sich etwa ab 2005, als in der Kardiologie die neue Methode des kathetergestützten Aortenklappenersatzes (TAVI) eingeführt wurde. Es entstand das "Herzteam" mit der Aufgabe, direkt und während des Eingriffs das Vorgehen, ob chirurgisch oder kardiologisch-interventionell, abzustimmen. Es wurde ein so genannter Hybrid-OP (auch: Hybrid-Katheterlabor) etabliert.
Seit 2014, dem „Stabwechsel“ in der Chefarztebene, als Dr. Isringhaus verabschiedet und Prof. Seipelt in das Amt eingeführt wurde, ist die Entwicklung der HT weiter vorangekommen. Prof. Seipelt ist ausgewiesener Experte der minimal-invasiven Herzchirurgie und hier besonders der Mitralklappenchirurgie. 2023 wurde Prof. Seipelt überraschend durch den Bad Oeynhausener Herzchirurgen Kavous Hakim-Meibodi ersetzt.
seit Beginn wurden 20.000 Patienten mit Herzlungenmaschine operiert, d.h. über 1000 OPs /Jahr.
Durchblutungsstörungen des Herzens,
Herzklappenerkrankungen,
Angeborene Herzfehler,
Erkrankungen der Aorta,
Operative Therapie der Herzinsuffizienz,
Rhythmuschirurgie,
Herzbeutelerkrankungen,
Herztumore,
Verletzungen
Geschwulstbildungen,
Lymphknoten-Chirurgie des Brustkorbes,
Entzündliche Erkrankungen
Pneumothorax,
andere...
62 Betten (13 ICU, 6 IMC, 43 Normastation)
1 Chefarzt, 6 Oberärzte, 9 Assistenzärzte
4 OPs
1 Hybrid-OP, der zusammen mit Kardiologie und Gefäßchirurgie genutzt wird.
Zum Abschnitt Kardiologie