Auch in einer historischen Betrachtung wie dieser ist die Sicht auf Entwicklungen in der Zukunft von Interesse. Perspektiven und Visionen machen nur dann Sinn, wenn sie auf geschichtlichem Boden erfolgen. Es gibt keine Zukunft ohne Vergangenheit.

Anlässlich des 25jährigen Bestehens des Herzzentrums im Jahre 2016 (2017 wurde die Kardiologie 40 Jahre alt), gab es eine Festschrift, in der sich die derzeitigen Verantwortlichen umfassend zu Wort meldeten. Diese Festschrift, die sich von der nüchtern-historischen Betrachtensweise der Festschrift zum 100sten Bestehen des Hauses deutlich unterscheidet, läßt auch eine Art Ausblick auf die Zukunft dieses Zentrums zu. Da schreibt die frühere Verwaltungsdirektorin Haser etwa, dass in der Zukunft „eine Zweigstelle des Zentrums in französischen Kliniken betrieben werden“ könne, oder „die niedergelassenen Ätzte in Frankreich Patienten… überweisen“. Soweit ist es bis heute (2020) leider noch nicht gekommen.

Immerhin blickt dieses Krankenhaus auf eine mehr als 100jährige Geschichte zurück, die auch eine Verpflichtung zu bewusstem Handeln in der Zukunft mit sich bringt. Der Unternehmensgrundsatz „Geborgenheit durch Kompetenz und Freundlichkeit“ enthält eine Verpflichtung, die sich durch die Zeiten hindurch bewährt hat: eine Verpflichtung zu Qualität und gleichzeitig zu menschlicher Medizin, eine Verpflichtung, die heute mehr als in der Vergangenheit auf ökonomische Zwänge stößt.

In einem Beitrag zur 25-Jahr-Feier in 2016 führt der Autor aus:

Die kardiologische Abteilung des Herzzentrums Saar stelle sich den Herausforderungen der Struktur- und Prozessqualität mit dem Anspruch „die Besten im Südwesten“ zu werden und zu bleiben. In einer Zeit gedeckelter Budgets, explodierender Innovationen und zunehmender Bürokratie sei die Verwirklichung dieses Anspruchs gewiss nicht leicht, und dass es für die Zukunft der Kardiologie mehrere Aspekte mit zunehmender Wahrscheinlichkeit gebe:

  1. Telemedizin
  2. Elektronische Patientenakte EPA
  3. personalisierte Pharmakotherapie
  4. Management der Personalsituation Ärzte/Pflegebereich
  5. Deutsch-französische Zusammenarbeit

Es ist sicher, dass die Punkte 1+2, das IT-basierte Patientenmanagement, seine Digitalisierung also, auf vielfältige Weise das Verhältnis zum Patienten und die Abläufe im Krankenhaus selbst ändern wird. Die Lockerung der Vorschriften zum Patienten-Erstkontakt (Videosprechstunde) ist da eines der Bespiele. Die Verfügbarkeit einer elektronischen Patientenakte (EPA), die sich wegen der immensen Vorteile für Arzt und Patient gegen alle Widerstände durchsetzen wird, ist ein weiteres Beispiel. Dabei sind die berechtigten Sorgen des Patienten und seines Arztes zur Einhaltung von Datenschutzregeln genauso zu berücksichtigen wie kritische Haltungen des Arztes zu Begriffen wie der Videosprechstunde oder der unkritischen Selbstoptimierung herzkranker Patienten durch „wearables“.

Solange allerdings im Praxisbetrieb mit ca. 20% das altehrwürdige Faxgerät, das Telefon und die „gelbe Post“ zur Befundübermittlung noch immer ihren Platz haben, sieht es mit einer flächendeckenden IT noch etwas mau aus.

Was bei einer Zukunfts-Betrachtung immerhin auch noch fehlt, sind Aspekte der Herz-Thorax-Chirurgie (wohin entwickelt sie sich?), der ganzheitlichen Betrachtensweise (auch der Psychokardiologie), der patientenorientierten Nachsorge (Sekundärprävention) und der Wohnort-Rehabilitation, Aspekte, die in der Zukunft der Herzmedizin eine sehr viel größere Rolle spielen werden.