Genderitis – nun auch am Herzzentrum?
Das „Gendern“ – allein diese Verbalform wirft ein Licht auf die Welle der Sprachverdrehungen im deutschen Sprachraum – ist allgegenwärtig. Man staunt über die Findigkeit der Urheber, die bei weitem nicht nur Frauen zuzuschreiben ist. „Arbeitnehmer“ wird zu „Arbeitnehmenden“, „Forscher“ werden zu „Forschenden“ und das Sternchen bei Ärzt*Innen ist da noch eine wohlwollende Variante. Im Gespräch wird das mit dem so genannten Glottisschlag deutlich, man pausiert zwischen den Silben – und wenn man das nicht genau nimmt, klingt das wie ein feminines Substantiv. Man schreckt aber auch vor sprachlichen Ungetümen wie Backende für Bäcker, Studierende für Studenten oder Arbeitende für Arbeiter (!) nicht zurück und dokumentiert damit eine Art Unverfrorenheit, ja Respektlosigkeit vor der deutschen Sprache, denn im Gegensatz zu schöpferischen Wortfindungen („Blutplateau“, Benn – Schleierkraut, „Duftgehege“, „glückverschneit“, “ goldübersonnt“, Rilke – Gedichte) ist da eine geradezu schäbige Sprachdiktatur am Werk.
Das will ich nun unserer verehrten Frau Haser nicht und schon garnicht dem geschätzten Paul Quirin als „Führende“ (akzeptable Umschreibung – nicht Führer!!) unseres Fördervereins unterstellen. Doch wenn es nicht als köstliche und wortwitzige Ironie daherkommt – und dann voll zu unterstreichen ist -, was da als Anrede auf einem Infoblatt der Geschäftsführung zu sehen ist, kann man nur von einer Verunsicherung des Lesers ausgehen: da kann man doch tatsächlich lesen
Liebe Mitgliederinnen und und liebe Mitglieder
Wenn das Ironie ist: gelungen!
Wenn das „Mitgliederinnen“ ernst gemeint ist: gar nicht gut… und sollte verbessert werden: nur „Liebe Mitglieder“ spart Druckerschwärze und wer weiß, vielleicht auch Energie? „Das Mitglied“ ist vor allem geschlechtsneutral…
Der Text aber und darauf kommt es schließlich an, der ist lesenswert – einschließlich des Dankes an Prof. Seipelt.
Admin GH