Die „Krankenhaus-Revolution“ des Ministers
Es steht fest, wie es ein Kolumnist aktuell ausdrückte: unsere Krankenhäuser sind krank. Die Kritik reicht von übermäßiger Ökonomisierung und Kommerzialisierung über Sorgen wegen Personalmangels und überbordender Bürokratie durch die DRGs (unter anderem) bis hin zu Entwicklungen, Spezialisierung und Konkurrenz betreffend. Die Liste ist lang. Auch die Liste der Änderungsvorschläge und Modelle gehört dazu – keiner der Vorschläge aber hat es bisher in die Bundespolitik geschafft.
Das scheint sich nun zu ändern.
Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach hat jetzt ein Projekt vorgestellt, das er selber als „Revolution“ bezeichnet. Es ist aber weiterhin nur ein Diskussionpapier. In der Hauptsache soll es die DRGs durch Einführung von so genannten Vorhaltekosten, die die Erstattung von Personal- und Therapiekosten für bestimmte Leistungen durch den Staat ermöglichen, teilweise ablösen – man spricht von 40-60%. In der Tat wäre wenigstens das ein Wurf. Aber noch keine Revolution.
Zwar wird die vielbeschrieene und viel kritisierte Ökonomisierung der Krankenhäuser wird zu einem großen Teil auf diese DRGs oder Fallpauschalen zurückgeführt, aber das ist nicht in allen Fällen richtig.
So, wie Prof. Lauterbach seinen Entwurf darstellte, sollen drei Aspekte dabei führend sein:
- 1. Finanzierungsmodell Vorhaltekosten,
- 2. Änderung der Krankenhausstruktur (3 Formen),
- Grundversorgung (G und Gi – als Kürzel für Vorhaltung von Intensivbetten in dieser Gruppe)
- Schwerpunkt– und Sonderversorgung (Zentren, Fachkrankenhäuser)
- Maximalversorgung (Unikliniken)
- 3. Einführung von ca. 128 Gruppen mit definierten Leistungen (z.B. Kardiologie), sog. Leistungsgruppen.
Auf den ersten Blick sieht das alles überraschend gut aus, und der Anspruch, mit dem schlimmen Profitdruck zu brechen, ist überfällig. Doch wird er auch funktionieren? Es melden sich bereits kritische Stimmen der KBV, des Marburger Bundes, der Kassen. Das war zu erwarten, manches sollte aber doch berücksichtigt werden. Denn die Vorschläge des Ministers haben noch einen anderen Effekt: sie könnten die seit gefühlt tausend Jahren bestehenden so genannten Sektorengrenzen zumindest etwas aufweichen. Denn die Grundversorgung umfasst neben Ambulantisierungsplänen auch die Kommunikation mit MVZs oder mit dem ambulanten Bereich. Dazu muss dann auch die so träge und von den diversen Funktionärsapparaten behinderte Digitalisierung endlich beschleunigt werden. Das Stichwort Digitalisierung in Deutschland ist inzwischen ein Stück aus dem Tollhaus.
Man kann also gespannt sein. Die Medienhype (wie so oft) ist inzwischen wieder abgeklungen, was kein schlechtes Zeichen ist.
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