Sanierung der SHG-Kliniken Völklingen
In einer bedeutsamen Sitzung des Fördervereins gestern unter der Leitung von Dr. Özbek war der neue Verwaltungsdirektor eingeladen, der die gesamte Sitzung zeitlich praktisch Rede und Antwort stand. Das Thema war die erschwerte wirtschaftliche Lage des Hauses, die seitens des Vorstands dazu führte, Prof. Adolph, der vorher in Merzig als Insolvenzverwalter der Firma Vicondo Healthcare tätig gewesen war, in Völklingen als Verwaltungsdirektor einzusetzen. Es handelte sich um den Ulmer Mediziner und Anaesthesiologen Professor Dr. med. Adolph, der einen Masterabschluss „Gesundheitsökonomie“ besitzt und seit 1. Januar 2024 diesen SHG-Top-Posten innehat. Er ist aber weiterhin Manager der Firma Vicondo, die nach eigener Aussage Projekte von Anfang bis Ende betreut. Er ist quasi Interims-VD und Nachfolger von Herrn Mertes, der in den Ruhestand trat.
Er trug vor, dass die wirtschaftliche Lage der SHG-Klinken Völklingen, aber auch des Herzzentrums Saar schwierig geworden sei. Verluste von mehreren Millionen Euro durch fehlende Leistungsvergütungen sowohl aus der Coronazeit als auch später hätten dazu geführt.
Professor Adolph sah nun in die wirtschaftliche Zukunft des Herzzentrums wie in eine Glaskugel. Doch sah er diese zunächst positiv. Er stellte zwei Aspekte, die sich positiv auf das wirtschaftliche Ergebnis des Herzzentrums und damit auf dessen Existenz auswirken könnten, zur Diskussion:
- Mögliche Schließung der Urologie und die damit verbundene Idee der Neuinstallation einer (viszeralen) Allgemeinchirurgie
- Ambulantisierung als zwingende Zukunftsaufgabe: Bestimmte Leistungen des Herzzentrums sollen ambulant erbracht werden, z.B. Herzkatheteruntersuchungen
Die anschließende Diskussion war lebhaft, die auch ergab, dass Unklarheiten bestehen bleiben, z.B. ob sich eine fachliche Zusammenarbeit mit der Knappschaftsklinik Püttlingen ergeben könnte, die Sinn machen würde mit Blick auf die Allgemeinchirurgie. Ob die „Rechnung“ des neuen VDs aufgeht, hängt auch von der Unterstützung des Gesundheitsministeriums ab, das als gutwillig beschrieben wurde und am Weiterleben des Herzzentrums interessiert sei. Gut so.
Alles aber ist ziemlich erschreckend, und man fühlt sich an Diskussionen der Jahre 1976/77 erinnert, als bereits eine Schließung des damaligen Kreiskrankenhauses zur Diskussion stand. Sie wurde durch Spezialisierung zur Kardiologie vermieden. Das aber ist in diesem Hochleistungszentrum von heute so nicht mehr möglich. Wir sind gespannt, wie es weitergeht, denn der neue VD hat den unbestrittenen Vorteil, als Aussenstehender an einer verantwortlichen Position einen unverstellten Blick auf die weitere Entwicklung des HZS zu haben, was von Vorteil ist. Inwieweit Prof. Adolph trotz seiner Position als VD ausserdem die Interessen der Vicondo Healthcare vertritt oder vertreten muss, bleibt offen. Hier könnte sich ein Interessenskonflikt größeren Ausmasses anbahnen. Der Förderverein ist jedenfalls gut beraten, die Aktivitäten des VD unter solchen Gesichtspunkten zu beobachten.
Man ist sehr gespannt, wie sich der neu VD, der übrigens einen sehr ruhigen, soliden und auch kompetenten Eindruck machte, bewähren wird. Wir hatten übrigens schon mal einen Arzt in verantwortlicher Position, den medizinischen Geschäftsführer Dr. Berner. Er hatte 1991 die Einrichtung der Herzchirurgie unter Dr. Isringhaus mit zu verantworten. Das war damals der Glücksfall für die Zentrumsbildung. So gesehen, könnte Prof.Adolph wieder einmal „Weichen stellen“.
Es bleibt jedoch ein Blick in die Glaskugel, denn wir alle wissen nicht, was die Zukunft für das Herzzentrum Saar bringen wird.
Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen: Der Vorhang zu und alle Fragen offen…
Berthold Brecht: Der gute Mensch von Sechuan