Wozu Krankhausreformen?
Das Bild zeigt den OP des damaligen Hüttenkrankenhauses um die Jahrhundertwende. Die Welt heute sieht ein wenig anders, ein wenig komplizierter aus. Wir stehen vor umfassenden Reformen des Gesundheitswesens.
Wann kommen sie denn nun, die Lauterbachschen Reformen? Und wozu sollen sie nützen? Unser Gesundheitssystem ist krank. Es ist daher klar: es muss von Grundauf geheilt werden. Die Reformen sind notwendig und werden nach Expertenmeinung einen substantiellen Beitrag zur Neugliederung des Krankenhaussektors leisten. Nur: manche Gruppierungen in diesem von Gruppierungen überschwemmten deutschen Gesundheitssystem wehren sich kräftig gegen diese Reformen, von denen Professor Karl Lauterbach so überzeugt ist, dass er sie als Bestandteil einer Revolution bezeichnete. Soweit würde der Chronist nicht gehen, aber berechtigt und sinnvoll als Transformation eines überholten Systems sind sie schon. Das ist schon eine Art Systemsprengung.
Warum ist unser System „überholt“? Die einfache Antwort: wegen der gefühlt seit Jahrhunderten feindlich agierenden Sektoren – ambulant/stationär. Der Chronist weiß noch sehr genau, dass er eine kardiologische Kassenpraxis betrieb, durch KV-Ermächtigung. Diese Ermächtigung war sofort aufgehoben, als sich ein Kardiologe in nächster Nähe des Krankenhauses niederließ. Damals war dieser der erste niedergelassene Kardiologe. Selbst wenn die Spitzenverbände der Ärzteschaft heuchlerisch beteuern, nichts wäre ihnen wichtiger als die Abschaffung dieser Sektoren und, noch heuchlerischer, solange diese bestünden, wäre Zusammenarbeit das Stichwort der Stunde, selbst dann sprechen die aktuellen Äußerungen etwa des Hausärzteverbandes für das Gegenteil. Hier muss man nun etwas zur Sache sagen:
Lauterbach will nicht nur das DRG-System reformieren (endlich), sondern auch zahlreiche Leistungsgruppen einführen, die mit sog. Krankenhauslevels Uniklinik/Hochleistungszentrum/Grundversorgung zusammenhängen. Hier zieht nun das Stichwort „Ambulantisierung“ den Groll der niedergelassenen Ärzte auf sich. Denn diese wollen/müssen sich um ihre Pfründe sorgen; je mehr ambulante Leistungen die Krankenhäuser anbieten, desto weniger bleibt auch monetär für jene übrig. Nun will niemand, dass der oft schmalbrüstige finanzielle Level der „Niedergelassenen“ weiter absinkt. Hier müssen Regulative greifen, deren Ausgestaltung jedoch auch dem Chronisten noch nicht klar ist…
Dennoch: an diesem reformierten primären Krankenhaus des Levels 1i führt kein Weg vorbei. Es wird allerdings ein anderes Krankenhaus sein, als wir es bisher kannten. Es wird Betten vorhalten, medizinische Basisdisziplinen (Allgemeinmedizin, Innere, Allgemeinchirurgie) aufweisen und – wichtigster Punkt – soviel ambulante Leistungen wie möglich anbieten.
Die zweite Streitpunkt ist das so genannte „Krankenhaus-Sterben“.
Gemeint ist, dass die wirtschaftliche Lage der Kliniken so schlecht ist, dass die Reformen zu einem weiteren Sterben, sprich: Insolvenzen führen können, ja müssen. Das ist ein Minenfeld des aktuellen Diskurses, denn Krankenhäuser „auf dem Lande“ sind angeblich für den Bürger – vor allem für die Bürgermeister – nicht verzichtbar. Was aber, wenn im Plan des Ministers gemeint ist, dass diese Krankenhäuser durchaus verschwinden können, wenn sie die richtigen sind und wenn dafür neue, bessere Strukturen Raum greifen.
Wenn dort beispielsweise ambulant operiert werden kann, ambulante Notfallversorgung oder Tageskliniken angeboten wird, statt dass kostenintensive Klein-Kliniken (50 Betten), die sich gegenwärtig und gegenseitig lieber durch Leistungsangebote überfordern, die sie nicht leisten können, dann ist ein solcher Ansatz mit seiner Strukturänderung richtig und überlebenswichtig.
Wäre noch die Frage zu klären, was mit den Leistungsgruppen unterhalb der Uni-Level geschieht. Womit wir bei unserem Herzzentrum Saar wären. Dieses Hochleistungszentrum, das sich über die Jahre entwickelt hat und einen hochprofessionellen anerkannten Standard für Kardiologie und Herzchirurgie aufweist, hat zur Zeit wirtschaftliche Probleme. Das ist neu und macht besorgt. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass auch hier Strukturänderungen – nur welche – angezeigt sind. Der neue VWD Professor Adolph, dem es nicht nur um das HZS, sondern um die gesamte SHG-Klinik Völklingen gehen muss, hat z.B. angeregt, über eine allgemeine Chirurgie nachzudenken. Kann das eine Lösung sein?
Es gibt sehr viel zu bedenken – und die Zukunft ist ungewiss… Das war sie aber mit und ohne Glaskugel schon immer.
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