Wo sind unsere AEDs?
Ein automatischer externer Defi (AED) ist eine sinnvolle und notwendige Ergänzung zur Basisreanimation, da Kammerflimmern die häufigste primäre Rhythmusstörung bei OHCA ist. Das ist bekannt und es ist wissenschaftlich belegt, dass das outcome von OHCA-Opfern sehr viel besser ist, wenn frühzeitig von Ersthelfern defibrilliert wird, als ohne diese Maßnahme (Trappe 2012, Klingenheben 2005, Stecker 2019). Insbesondere die Rate der mit stabilem Kreislauf hospitalisierten Patienten nahm signifikant zu, und die neurologischen Defizite bei Entlassung ließen sich um 50% reduzieren (Strecker 20219). Somit ist der Einsatz des Defis bei OHCA unumstritten, doch hapert es bei der praktischen Umsetzung, da der Einsatz dieses Geräts immer noch zu selten erfolgt und dieser nicht dokumentiert wird.
In einer neueren Arbeit im Dtsch. Ärzteblatt ( Int 2022; 119: 393-9) wurde zur Effektivität und räumlichen Verteilung der AEDs, die in diesem Betrag PADs (public access defibrillators) genannt werden, Stellung genommen. Die Arbeit ist zwar regional auf den Raum Berlin begrenzt, was die generelle Aussagekraft einschränkt, doch sind die Ergebnisse auch für unsere Region hochinteressant.
Zusammenfassung:
Ergebnisse: Die mediane PAD-Anzahl pro 10 000 Einwohner reichte von 0,46 bis 2,67 auf Bezirksebene, und nur fünf Bezirke erreichten eine mediane PAD-Abdeckungsrate früherer OHCA-Ereignisorte über null Prozent, nach Aggregation der Analysen auf Ebene der Bezirksregionen. Bezirksregionen mit einem günstigeren ökonomischen Status und einer größeren Ungleichheit in der Einkommensverteilung wiesen eine höhere PAD-Dichte auf. Soziale Benachteiligung von Bezirksregionen stand nicht in einem Zusammenhang mit der PAD-Dichte.
Schlussfolgerung: Es bestehen große Defizite im Hinblick auf eine bedarfsgerechte und chancengleiche Bereitstellung von PAD auf kleinräumiger Ebene in Berlin. Die hier präsentierten Ergebnisse liefern wichtige Hinweise für die Planung zukünftiger PAD-Programme zur Verbesserung der Verteilungseffizienz und -gerechtigkeit von PAD im urbanen Raum.
Dtsch Arztebl Int 2022; 119: 393-9; DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0180
Lee, Dokyeong; Stiepak, Jan-Karl; Pommerenke, Christopher; Poloczek, Stefan; Grittner, Ulrike; Prugger, Christof
Es ist erstaunlich, dass hier im Saarland, wie auch bundesweit, Zahl und Einsatzhäufigkeit der AEDs nirgends erfasst werden. Zwar werden sie meist mit erheblichem öffentlichen und medialem Aufwand an „öffentlichen“ Plätzen installiert, doch dann in der Regel vergessen. Man kann schätzen, ohne das eine solche. Schätzung belegbar wäre, dass von den installierten Geräten weniger als 1% einmal im Einsatz waren, von der Effektivität des Einsatzes ganz zu schweigen.
Besucht man die Autobahnraststätten, stößt man im Sanitärbereich regelmäßig auf Boxen mit AEDs, die auch eine Anwendungs-Information enthalten. Man kann ein solches Gerät (Philips HS1) sogar für etwa 40 €/Monat mieten.
Die Vorteil besteht u.a. darin, dass an dem Ort, an dem sich das Gerät befindet, hoher Publikumsverkehr herrscht (Busreisen, Familien, Gruppen etc.), die location also geeignet erscheint. Leider gibt es keine wissenschaftlichen Hinweise darauf, wie oft und wie erfolgreich das Gerät eingesetzt wurde. Das ist ein allgemeiner Nachteil, der durch eine völlig fehlende Information darüber ergänzt wird, wo Geräte sich befinden und wie sie eingesetzt werden. Die Aufstellungspraxis ist zumeist verbunden mit medialen und öffentlichkeitswirksamen Events, die momentane Aufmerksamkeit erzeugen, doch dann meistens dem Vergessen anheimfallen.
So ist nur eine Gemeinde im Saarland (Saarwellingen)in der Lage nachzuweisen, dass sich im Gemeindebereich (Stand 2012!) 11 AEDs meistens in Turnhallen befinden; die Aufstellung wurde bisher nicht aktualisiert. Andere Register hierzulande scheint es nicht zu geben. Auch scheint eine regelmäßige Funktionsüberprüfung nicht Aufgabe der Verantwortlichen zu sein, von einer wissenschaftlichen Bewertung der Einsätze ganz zu schweigen.
Was geschehen müsste:
- aktualisiertes AED-Register der aufgestellten Geräte,
- Entwicklung einer App zur leichteren Lokalisation,
- wissenschaftliche Evaluation der AED-Einsätze mit Erfolgs-Dokumentation,
- Regelmäßige Funktionsüberprüfung durch Verantwortliche am Standort.
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