Gedanken zur Entwicklung der Kardiologie
Die Geschichte des Hüttenkrankenhauses Völklingen liegt nun auch als Buch vor.
Dabei ist Geschichte auch Auftrag für die Zukunft. Wie also könnte es weitergehen mit diesem Zentrum? Die moderne medizinische Szene -und damit auch die Krankenhausszene – ist sehr vielfältig geworden. Man erkennt unter anderem etwa diese sich ergänzenden Entwicklungen:
- Ökonomisierung: die wirtschaftlichen Zwänge der Krankenhausentwicklung sind seit der Einführung der DRG-Abrechnungsform, ob erwünscht oder nicht, weiter vorangeschritten. Sie bedeuten einerseits die weitgehende ökonomische Sicherstellung der Krankenhausleistungen, andererseits aber eine zunehmende Entfernung der medizinischen Qualität von ihrem genuinen Auftrag einer humanen Dienstleistung . Dieser Widerspruch ist derzeit nicht aufgelöst, selbst wenn er von Gesundheitsökonomen, Medizinethikern und den Ärzten selber Immer wieder heiß diskutiert wird.
- Digitalisierung: Die Weiterentwicklung der elektronischen Datenverarbeitung, EDV, heue als Informationstechnik oder IT bekannt, Es ist sicher, dass auch das IT-basierte Patientenmanagement, seine Digitalisierung also, auf vielfältige Weise das Verhältnis zum Patienten und die Abläufe im Krankenhaus selbst ändern wird. Die Lockerung der Vorschriften zum Patienten-Erstkontakt (Videosprechstunde) ist da eines der fragwürdigen Bespiele. Die Verfügbarkeit einer elektronischen Patientenakte (EPA), die sich wegen der immensen Vorteile für Arzt und Patient gegen alle Widerstände durchsetzen wird, ist ein weiteres Beispiel. Dabei sind die berechtigten Sorgen des Patienten und seines Arztes zur Einhaltung von Datenschutzregeln genauso zu berücksichtigen wie kritische Haltungen des Arztes zu Begriffen wie der Videosprechstunde oder der unkritischen Selbstoptimierung herzkranker Patienten durch „wearables“.
Solange allerdings im Praxisbetrieb mit ca. 20% das altehrwürdige Faxgerät, das Telefon und die „gelbe Post“ zur Befundübermittlung noch immer ihren Platz haben, sieht es mit einer flächendeckenden IT noch etwas mau aus. Ausserdem leisten 170 verschiedene EDV-Systeme in den Praxen der niedergelassenen Ärzte der übergreifenden IT-Effizienz kaum Vorschub. - Integrierte Versorgung: Die Veränderung oder Aufhebung der historischen sektoralen Grenzen, also die lange bestehende, vor allem finanziell begründete Unterscheidung zwischen ambulanten und stationären Sektoren, Dieser Punkt ist immer noch ein mühsamer Weg. Im Jahre 2000 wurde versucht, die elektronische Datenübertragung und damit einen sicheren Kontakt zwischen dem ambulanten und stationären Sektor zu etablieren. Dieser scheiterte damals kläglich. Inzwischen ist ambulante Leistung mehr und mehr eine früher stationäre Leistung (z.B. OPs, Katheter-Eingriffe oder gastroenterologische Untersuchungen). Daher gibt es die auch politisch gewollte Betonung der ambulanten Versorgung, auch den DRGs geschuldet. Die medizinischen Versorgungszentren oder MVZs auch des Herzzentrums Saar sind da ein florierendes und attraktives Beispiel.
- Arzt-Patienten-Verhältnis: die überlieferte, eher autoritäre Beziehung zwischen dem Kranken und einem Arzt („der Doktor wird schon wissen, was er tut“) ist einem aufgeklärteren Verhalten des Patienten gewichen. Dies ist dem inzwischen allgemein verfügbaren Internet geschuldet und nicht immer seriös. Das sollte und muss sich in der Zukunft ändern durch klar seriöse Intonation und durch ein neues Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient. Der Verzicht auf „Geräte-Medizin“ auch in der Kardiologie sollte, wo immer möglich, erfolgen.
Folgende Aspekte sind darüber hinaus zu bedenken:
- Entwicklung der Kardiologie
- Fachübergreifende Interdisziplinäre Arbeit – Psychiatrie, Neurologie, Diabetologie,
- ganzheitliche medizinische Betrachtensweisen (etwa in der Psychokardiologie),
- patientenorientierte Nachsorge (Sekundärprävention),
- Wohnort-Rehabilitation (Herzgruppen).
- Herz-Thorax-Chirurgie – wohin entwickelt sie sich mit Blick auf die Kardiologie?
- Genetische Medizin, die auch in der Kardiologie eine zunehmende Rolle spielen wird,
Diese Aspekte werden in der Zukunft der Herzmedizin eine sehr viel größere Rolle spielen als bisher.
GH
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