
Am 31. August 2025 verstarb der langjährige Wegbegleiter des Chronisten dieser Seiten und es ist Zeit und Gelegenheit zu einem würdigenden Nachruf.
Der Chronist hat in verantwortlicher Position von 1977 an über die gesamte berufliche Laufbahn hinweg bis zu seiner Pensionierung 2002 für dieses damals neuartige, neu entstehende Fachkrankenhaus mit Paul Quirin in jeder Hinsicht gedeihlich zusammengearbeitet. Dies war damals und besonders aus heutiger Sicht keineswegs selbstverständlich, denn wir waren ein Team. Wir wollen daher die Stationen Paul Quirins, der eine große Lücke hinterläßt, aus der Sicht des Chronisten und Mitstreiters ein wenig nachvollziehen.
Paul Quirin war Amtsbürgermeister in Heusweiler bis 1973, und er wurde vom damaligen Krankenhausdezernenten Triem als Verwaltungsdirektor (VD) nach Völklingen an das laut Krankenhausplan der Landesregierung von einer Schließung bedrohte Kreiskrankenhaus – früher Röchling-Krankenhaus – berufen.
Denn diese Schließung wäre für den damaligen Stadtverband auch finanziell nicht hinnehmbar gewesen. Der neue VD griff also eine Idee des Ärztlichen Direktors und Radiologen Professor Reinhardt auf, die eine Überlebenschance des Hauses mit immerhin etwa 300 Betten nur in einer fachlichen Spezialisierung sah. Da bot sich eine spezielle Herzabteilung, genannt Kardiologie, förmlich an, die zu der Zeit überall in Planung oder bereits installiert war.
Kurz und gut, die Schließung wurde durch die Gründung dieser Abteilung oder Klinik und den Abbau der diversen Belegabteilungen (Urologie, HNO, Gynäkologie/Geburtshilfe) verhindert, ein erster großer Erfolg für den VD Quirin.
Er ging nun daran, diese Abteilung „krisenfest“ zu machen, was damals nicht leichter als heute war. Auch durften die anderen Hauptfachabteilungen (Gastroenterologie, Anästhesie, Chirurgie) in dieser Aufbruchsstimmung nicht „vergessen“ werden. Der hohe Investitionsstau wurde über die nächsten zehn Jahre hinweg immerhin fast aufgelöst, denn eine der Hauptaufgaben des VD war die Planung und Umsetzung eines Neubaus, der damals „Teilersatz-Neubau“ hieß.
Man muss an dieser Stelle darauf hinweisen , dass all diese Aufgaben nicht möglich gewesen wären, wenn wir alle am Kreiskrankenhaus nicht einen Teamgeist aufgebracht hätten, der heute zumindest fragwürdiger geworden ist.
Es war ja noch ein weiter Weg zurückzulegen. Es ging einerseits um die Bildung eines Krankenhauskonzerns mit Namen SHG und um die Etablierung der sich entwickelnden Strukturen – allen voran die Kardiologie, aber auch die anderer Spezialisierungen, etwa Psychiatrie-Neurologie, der Urologie, der Nieren- oder Lungenkrankheiten. An der Konzernbildung hatte Paul Quirin keinen speziellen Anteil. Rastlos aber entwickelte er in Völklingen eine Richtung, die die Spezialisierung weiter trieb und damit auf der Höhe der Zeit lag. Zentrumsbildung war die Devise, und einer der Bausteine auf diesem Weg zum medizinischen Hochleistungs-Zentrum war die Etablierung einer Herz-Thoraxchirurgie, die 1991 gegen viele Widerstände auch der Universität gelang.
Wir, d.h. Paul Quirin, der Chronist und der neue Herzchirurg Dr. Isringhaus gründeten dann das Herzzentrum Völklingen, das auf Betreiben von Quirin später in Herzzentrum Saar umbenannt wurde. Quirin wollte aber mehr: wir gründeten dann das Lungenzentrum mit der neu eingerichteten Klinik für Lungen-und Bronchialheilkunde, das zusammen mit der Klinik für Urologie auch ein onkologisches Zentrum bildete.
Zentrumsbildung und Hochleistungsmedizin waren seit je die politischen Hauptziele von Paul Quirin, der als Vollblut-Politiker galt und zu unserm Leidwesen an die Konzernzentrale in Saarbrücken als Geschäftsführer wechselte. Diese Funktion hatte er von 1989 bis 1998 inne. Ansinnen, als Minister in die Landespolitik zu wechseln, lehnte er dauerhaft ab, obwohl er ein durchaus politischer Mensch war. 2014 wurde er von der saarländischen SPD mit der Max-Braun-Medaille (SPD-Politiker und Nazi-Gegner; 1892.1945) ausgezeichnet. Er war Mitglied des Landtages bis 1975. Er war danach lange Jahre (2006 bis 2011) Vorsitzender des Aufsichtsrats der SHG und hat von dort aus die Entwicklung des Herzzentrums und der SHG.Klinik Völklingen weiter intensiv mitgestaltet.
1968 bis 2012 leitete Paul Quirin dann die Arbeiterwohlfahrt Saar (AWO Saar), wo er sich genau wie im Krankenhausbereich sehr engagierte und die AWO Saar zu großer Blüte brachte. Auch dafür erhielt er 2006 das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Er konnte es natürlich nicht lassen, sich weiter mit Gesundheitsthemen zu befassen und für das Herzzentrum Saar aktiv zu sein: er war „im Nebenberuf“ dann Vorsitzender des Fördervereins („Gesellschaft zur Förderung des Herzzentrums Saar e.V.“), wo er „sein“ Herzzentrums weiter unterstützen und nach den Bedingungen und Grundsätzen dieser Gesellschaft finanziell und ideell fördern konnte.
Sein Wahlspruch und der des Herzzentrums war
„Geborgenheit durch Kompetenz und Freundlichkeit“.
Diesen Wahlspruch hat Paul Quirin vorbildlich und wahrhaftig gelebt. Auch dafür danken wir ihm.
Wir gedenken heute Paul Quirins als einem Menschen, der sich der Gesundheitspolitik des Saarlandes sehr verpflichtet fühlte und der in hochverantwortlichen Positionen das Herzzentrum Saar und die SHG-Kliniken Völklingen mit geformt hat. Er hat insbesondere das Herzzentrum Saar mit seinem überregionalen Anspruch als Hochleistungszentrum als sein legitimes Lebenswerk betrachtet. Das aber erscheint heute mehr denn je existentiell gefährdet.
Paul Quirin, lieber Paul, Du wird uns fehlen.