Beitrag Haser Infoblatt 2015 DRG Wikipedia

Definition:
Es handelt sich um ein 2003 verbindlich auch  bei der SHG eingeführtes System der Leistungsabrechnung an deutschen Krankenhäuser, die bisher mit nach dem Selbstkostenprinzip ausgehandelten Pflegesätzen und „Sonderentgelten“ für bestimmte Leistungen (etwa Herzkatheteruntersuchungen oder Operationen am offenen Herzen) abgerechnet wurden. Dabei war die Verweildauer als Berechnungsgrundlage in Deutschland besonders lang und sollte dringend verkürzt werden. Hier wurden dann die so genannten „diagnose related groups“ – DRG – auf dem Boden eines australischen Systems für Deutschland adaptiert – GDRG. Die ursprüngliche Intention, neben Leistung auch die medizinische Qualität zu sichern und zu verbessern, wurde nicht umgesetzt. In diesem System werden stattdessen „diagnosebezogene Fallgruppen“ generiert, die je nach Hauptdiagnose, Nebendiagnose und anderen Bewertungspunkten (etwa Verweildauer), sowie unter Einbindung anderer Verschlüsselungssysteme (ICD; international classification of diseases sowie OPS – Operations- und Prozedurenschlüssel) zu einem komplex berechneten Basisfallwert führen, der die Entgelte verbindlich regelt.

Kritik:
Der Medizinethiker Giovanni Maio sagt: „Der Arzt lernt, Patienten schon bei der Notaufnahme nicht nur nach dem medizinischen Bedarf zu klassifizieren, sondern ob sie Gewinn versprechen.“

Das System soll überwiegend der Transparenz der wirtschaftlichen Situation des einzelnen Krankenhauses,

der Vergleichbarkeit und damit der gerechten Mittelverteilung, aber auch der Qualitätssicherung dienen. Diese Versprechen wurden nicht oder nur teilweise eingelöst. Stattdessen wurden die erlösträchtigen Leistungen wie Operationen des Hüftersatzes etwa oder Herzkatheteruntersuchungen um ein Vielfaches erhöht, und es kam zu einem Wildwuchs von Spezialisierungen fast aller Krankenhäuser, einer drastischen Verkürzung der Verweildauern („blutige Entlassung“) und der massiven Überbürokratisierung der einzelnen Bereiche durch die so genannte Codierung der Diagnosen, die durch Codierfachkräfte und Medizincontroller, aber auch von den Ärzten und dem Pflegepersonal durchgeführt wird. Diese Codierung ist für die Wirtschaftlichkeit eines Hauses letztlich von entscheidender Bedeutung. Fehler, die oft erst durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung MDK entdeckt werden, wirken sich erheblich auf die Höhe der Vergütung, damit auf die Wirtschaftlichkeit des Krankenhauses aus. Der entstehende ökonomische Druck der Administration erzeugt daher Überlastung und Frust des Personals.

Die DRGs, die ja nicht grundsätzlich schlecht sind, haben aus diesen und vielen anderen Gründen, etwa der fehlenden Berücksichtigung des Personalbedarfs, mit zu einer Kommerzialisierung und Ökonomisierung, ja sogar Über- und Unterversorgung des Krankenhausbetriebs geführt. Dies führte zu einer deutlichen Kritik des Systems, die jedoch bisher nichts änderte, und die DRGs in Ermangelung eines besseren Systems weiterhin Bestand haben.


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